Ein gelber Winkel auf blauem Grund, so sieht unser Stander aus.
Doch woher kommt sein Design?
Schnell mal Axel Sylvester gefragt, der das natürlich wusste und in den zahlreichen ESV Informationen war auch die Quelle zu seiner Aussage zu finden. In der Juniausgabe der ESV Information 2012 auf Seite 17 befindet sich der fünfte und letzte Teil eines Berichts von Ludwig Dinklage, der die im Jahr 1938 stattgefundene Atlantiküberquerung von Hein Garbers aus Heins Sicht wiedergibt:
„Nach Sonnenaufgang kam ein leichter Zug aus Norden auf. Eben hatte ich mich schlafen gelegt, da wurde ich durch ein eigenartiges Geräusch geweckt. Ich überlegte kurz, was das sein konnte, sprang dann aber mit beiden Beinen zugleich zur Koje hinaus und an Deck. Das eigenartige Geräusch wurde von einer Schule Tümmler verursacht. Träge zogen die schwarzglänzenden Leiber an der „Windspiel“ vorbei und machten dann und wann ihre lustigen Sprünge vorm Bug. Die See war eigentümlich glatt, fast ölig. Nur von Norden kam eine lange Dünung. Das auf Backbordbug liegende Schiff wurde aber durch seine Segel gestützt und rührte sich wenig. Es war eine gute Gelegenheit, in den Topp zu entern, um eine neue Standerleine einzuscheren. Ich hatte einen herrlichen Ausblick von dort oben, fast wie von einer hohen Dampferbrücke aus. Wenn man in der Kuhle sitzt oder an Deck steht, hat man niemals einen weiten Ausblick. Die Welt ist für uns Kleinsegler nun mal kleiner. Es war allerdings nicht so ganz gefahrlos da oben, denn die Schwankungen sind doch ganz andere als unten an Deck. Ich freute mich aber doch, daß meine „Windspiel“ wieder ein „Obermatrose“ war. Der Stander unserer Elb-Segler-Vereinigung ist nämlich ein gelber Winkel im blauem Feld, also das Abzeichen, das die Würde eines Obermatrosen der Kriegsmarine ausmacht.“
Schaut man sich auf Wikipedia die Dienstgrade der Kaiserlichen Marine aus dem Jahr 1914 an, findet man bereits den Dienstgrad des Obermatrosen. Der gelbe Winkel wurde zur dunkelblauen Uniform getragen. Als wir im Clubhaus Anfang des Jahres die Jubiläumsflagge besprachen, kam ein angeregtes Gespräch mit Heinz Valet und Beate Gerke-Vehrs über den Blauton und den „richtigen“ Winkel auf. Orientiert man sich direkt an dem Abzeichen der Bundesmarine, müsste er einen Winkel von 90° haben und auf dunkelblauem Feld liegen. Der Winkel zur Kaiserzeit war aber spitzer und betrug 70° und kommt damit unserem Vereinsstander nah. Aber die Winkeldiskussion hat damit bestimmt erst begonnen…
© 100-Jahr Chronik ESV